Die gesunde Ernährung ist für die ESSEN WISSEN Stiftung Eildermann etwas, womit am besten bereits in jungen Jahren begonnen werden sollte. Aus diesem Grund begleitete die Mitarbeiterin Kathrin im Januar Thorsten Kratzer in seiner Arbeit in der Kita „Akazieninsel“ – auch wenn sie dafür ihr Bett bereits um 4 Uhr in der Früh verlassen musste.
Herr Kratzer ist ein Koch, der bereits viel gesehen und gelernt hat. Er hat deutschlandweit in guten Restaurants gearbeitet und zuletzt sogar in den Küchen von Sidney Erfahrungen gesammelt. Als es ihn dann wieder nach Deutschland zog, begann er mit seiner leidenschaftlichen Arbeit in der Kita-Küche: mit und für Kinder.
Angekommen an der Kita wurde Kathrin von Herrn Kratzer freundlich und sehr herzlich begrüßt. Sie beschreibt ihn als humorvoll und gut gelaunt – und das so früh am Morgen. Nachdem Herr Kratzer und Kathrin die Tagesplanung besprochen hatten, starteten die beiden direkt: Sie kochten literweise Tee, erwärmten Milch und verteilten Obst an die Gruppen. Zum Mittag sollte es an diesem Tag Frikadellen, Kartoffelpüree und Möhrengemüse geben. Alle Komponenten für das Essen wurden dabei frisch und ohne die Verwendung von Fertigprodukten gekocht. Seine Zutaten verwendet Thorsten Kratzer in Bio-Qualität. Das Rinderhackfleisch trägt das NEULAND-Markenzeichen.
Herr Kratzer ist überzeugt davon, dass frisch Gekochtes mit guter Qualität immer besser schmeckt als das Fertigprodukt. Und darum geht es ihm am Ende des Tages: Den Kindern soll es schmecken.
Während ihrer gemeinsamen Arbeit in der Kita-Küche hatte Kathrin die Möglichkeit, mit Herrn Kratzer über eine gute und gesunde Verpflegung für Kinder zu sprechen. Das Team der Stiftung ist sich sicher, dass nicht nur sie von der Erfahrung von Herr Kratzer profitieren kann und möchte aus diesem Grund einen Einblick in das Gespräch geben.
Was ist besonders wichtig bei der Kita-Verpflegung?
„Am wichtigsten ist, dass man den Kindern eine Stimme gibt und ihnen zuhört. Denn am Ende soll es ihnen schmecken. Mir persönlich ist vor allem wichtig, ein Lächeln in ihren Gesichtern zu sehen und dass sie satt werden.“
Was sollte sich zukünftig in der Kita-Verpflegung verändern, damit diese gesund und nachhaltig gestaltet werden kann?
„In der Kita-Küche sollte viel mehr auf die Kinder und ihre Wünsche eingegangen werden. Verantwortliche für Menü- und Essenspläne sind oft nicht nah genug an den Kindern und Erziehenden.
Außerdem sollte möglichst regional und saisonal gekocht werden. Fertigprodukte sollten so gut es geht, durch frische Produkte ersetzt werden, auch wenn das Kochen mit frischen Zutaten oft aufwendiger ist. Es ist unser Job und unsere Verantwortung als Koch und Köchin dafür Sorge zu tragen, den Kindern gutes und gesundes Essen zu bieten. Es muss ein Bewusstsein in den Kita-Küchen geschaffen werden, dass es absolut wichtig ist, was die Kinder mittags aufgetischt bekommen. Auch die Köche und Köchinnen haben einen Lehrauftrag.“
Welches Essen ist bei den Kindern besonders beliebt?
„Nudeln! Nudeln mit allen Varianten von Soßen. Tomatensoße, Käsesoße, sogar Gorgonzola-Soße finden die Kinder gut.“
Welche Tipps würden Sie Eltern für eine gesunde Ernährung zu Hause geben?
Sich Zeit nehmen, ihren Kindern zuhören, frisch kochen! Vor allem aber ist der zeitliche Aspekt oft ein Problem. Um frisch kochen und seinen Kindern Ernährungsbildung weitergeben zu können, benötigt man Zeit.
Ein weiterer Aspekt ist außerdem, dass es vielen Familien um Quantität und nicht Qualität bei der Ernährung geht. Anstatt fertige „Chicken Nuggets“ zu kaufen, ohne zu wissen, was genau drinsteckt, würde ich empfehlen, eine Hähnchenbrust zu kaufen, diese in kleine Stücke zu schneiden und gemeinsam mit meinem Kind in Cornflakes panieren. Dann bekommt jedes Familienmitglied nur 2 anstatt 5 Nuggets. Das sollte aber auch reichen.
Ich denke, dass das Bewusstsein der Eltern hinsichtlich des Themas Kochen verändert werden muss. Jeder kann kochen, man muss sich eben nur an die Materie herantrauen und bei Bedarf um Hilfe bitten und sich diese organisieren. Ich werde oft von Eltern angesprochen. Sie holen sich Ratschläge zum Thema Ernährung von mir oder erfragen Rezepte. Das ist doch toll!“
Warum machen Sie den Job so gerne und was ist Ihre Motivation?
Herr Kratzer lacht. „Ich habe keinen Job, ich habe ein Hobby! Sollte sich das, was ich hier mache, jemals nach einem Job anfühlen, dann kündige ich!
Mich motiviert der Glaube, dass jeder kochen kann. Man muss manchmal nur ein wenig nachhelfen, sodass die Menschen an Selbstvertrauen in der Küche gewinnen.“
Herr Kratzer, gibt es noch etwas, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
„Die Leute sollen aufhören, so viel Schmarren einzukaufen. Sie füllen ihre Kühlschränke und werfen die Hälfte dann wieder weg. Überkonsum von Lebensmitteln finde ich schlimm. Es wird viel zu sehr auf das MHD geachtet, anstatt dass sie sich auf ihre eigenen Sinne wie riechen, sehen und schmecken verlassen. Lebensmittel sind meistens noch viel länger über dem MHD genießbar. Dafür sollte ein besseres Bewusstsein geschaffen werden. Ich finde, da muss die Politik etwas verändern. Das Thema MHD auf Lebensmitteln muss noch einmal überdacht werden.“
Herr Kratzer ist der Meinung, dass Handlungsbedarf in vielen Kita-Küchen besteht. Aus diesem Grund sei er besonders glücklich über alle, die sich wie das Team der ESSEN WISSEN Stiftung Eildermann für die Ernährungsbildung von Kindern und Jugendlichen einsetzen.
Unsere Mitarbeiterin Kathrin und das gesamte Team bedankt sich bei Herrn Kratzer für den interessanten Einblick in seine bewundernswerte Küche.
Für die Stiftung ist Thorsten Kratzer ein echtes Vorbild. Und da ist das Team der Stiftung nicht allein: Während ihres gemeinsamen Arbeitstages klopften schon morgens immer wieder Eltern an die Küchentür, um sich kurz mit Herrn Kratzer auszutauschen oder ein Lob für das tolle Essen auszusprechen. Auch einige Kinder der Kita schauten im Laufe des Tages vorbei, um einfach „Hallo“ zu sagen oder um sich ebenfalls zu bedanken.